Sonntag, 28. Juli 2013

Wildgärst - ein Geröllhaufen mit Aussicht

Wildgärst Gipfel - eine Geröllhalde mit fantastischer Aussicht


Im Mittelland brennt seit Tagen die Sonne mit bis zu 35° vom Himmel. Doch leider sind genau heute die ersten heftigen Gewitter im Anmarsch. Dennoch will ich hoch auf irgendeinen Gipfel. Dementsprechend früh muss ich los. Um 6 Uhr klingelt der Wecker, ich packe genügend Getränke und die Karte in den Rucksack und um 08.00 Uhr stehe ich schon an der Postauto Haltestelle in Grindelwald. Der Bus fährt mich in einer halben Stunde auf die Grosse Scheidegg und die Wanderung kann losgehen - obwohl: so richtig kühl ist das hier auch nicht...





Eckdaten:
 Startpunkt: Grosse Scheidegg, 1962müM
Endpunkt: First Bergstation, 2166 müM

Route:
Grosse Scheidegg - Scheidegg Oberläger - Wart -
Wildgärst (2890 müM) -
Wart - Häxeseeli - Hagelseeli - Tierwang - First

Wanderzeit:
4h 55min

Wetter:
Sonnig und heiss, nachmittags dicke Gewitterwolken über dem Eiger

Weg:
T3


Wegbeschreibung:
Wischbäächtal - teilweise weglos
Von der grossen Scheidegg (wo heute übrigens noch das Scheidegg-Schwinget im Gange war), geht es zunächst auf dem Fahrweg mehrheitlich leicht abwärts zur Scheidegg Oberläger, welche ich nach ungefähr 30min erreiche. Dort wechselt der Weg zum T2 und ich zwänge mich trotz Hitze in die Wanderschuhe. Der Weg steigt nun an. Immer mehr oder weniger dem Geissbach entlang, welcher in der brütenden Hitze ab und zu etwas Abkühlung bietet. Je weiter nach hinten ins Tal ich komme, desto steiler steigt der Weg an. Teilweise ist das Gelände auch weglos, jedoch sehr gut weiss-rot-weiss markiert. Es ist kein Problem, sich zurecht zu finden.  Bereits hier muss ich ab und zu ein kleines Schneefeld queren - und es sollen nicht die letzten sein heute.

Auf Höhe des Schrybershörnli wechselt die Landschaft fast schlagartig. Das Gras weicht ausgedehnten Geröllfeldern und das Vorwärtskommen wird mühsamer. Entweder muss man auf dem matschigen Schnee laufen (und dem traue ich nicht wirklich...) oder man sucht sich im weglosen Geröll einen Pfad. Ich wählte mehrheitlich die Variante über das Geröll. Nur langsam komme ich vorwärts. 
Das Blau-Gletscherli vor dem Sattel Wart zieht sich hin. Teils sehr steil steige ich über den Firn hoch, denn die Variante Geröll gibt es hier nicht mehr. 

Aussicht vom Gipfel
Nach 2h 10min habe ich die Wart erreicht. Nun kommt noch der Gipfelanstieg, welcher mit 30min angegeben wird, was auch ungefähr hinkommt. Nur ganz zu Beginn hat es noch eine weiss-rot-weisse Markierung, danach folge ich einfach dem gut erkennbaren Trampelpfad über das Gipfeldach hoch zum Gipfel. Die Steigung ist hier weniger hart als noch weiter unten.
Auf dem Gipfel werde ich mit einer tollen Aussicht belohnt. Brienzersee, Brünig, Schwarzhorn, Wetterhorn und Eiger präsentieren sich im Panorama. Allerdings ist letzterer bereits in Gewitterwolken gehüllt. 
Da es auf dem Gipfel stark windet, mache ich mich rasch wieder an den Abstieg und bin nach etwa 15min wieder auf der Wart. 

Häxeseeli auf  2500 müM
Der weitere Abstieg erfolgt durch das Hintertelli, welches sich nicht nur von oben gesehen noch mehrheitlich mit Schnee überzogen präsentiert. Doch entgegenkommende Wanderer versichern mir, dass der Weg problemlos begehbar sei. Und so war es dann auch. Allerdings gehe ich bis auf ca. 2400 müM mehrheitlich über Firnfelder und auch das Häxe- und Hagelseeli sind noch von Eisschollen und Schnee bedeckt, die erst allmählich im Begriff sind wegzutauen. Und das bei 30° und Ende Juli... Es war wirklich ein langer und schneereicher Winter. 

Der Weg durch das Hintertelli zieht sich hin, allerdings hatte ich es schlimmer erwartet. Bei anderen Wanderberichten wird jeweils von einigen heftigen Gegensteigungen berichtet. Daher kamen mir die zwei merklichen Gegensteigungen nicht so schlimm vor. Ich hatte einige mehr davon erwartet. 


Bachsee - ein Touristenmagnet
Vom Tierwang geht es dann hinunter in Richtung Bachsee. Die Anzahl Wanderer hat sich sofort deutlich erhöht, und als ich auf der Wanderautobahn vom Bachsee zur First ankomme, hat es wieder männiglich Japaner in FlipFlops. Daher beschliesse ich, auf die Turnschuhe zu wechseln.
Diesen Weg kenne ich nun. Bereits bei meiner letzten Wanderung (Schynige Platte - Faulhorn - First), die mich hier vorbei führte, schien mir diese letzte halbe Stunde zur First schier unendlich.
Schliesslich traf ich nach 4h 50min Wanderzeit bei der Bergstation First ein und liess mich mit der Gondelbahn ins Tal chauffieren.



Schlusswort:
Heute gingen mir viele Erinnerungen an meine Via Alpina Tour durch den Kopf. Zum Einen kam ich auch auf der Grossen Scheidegg vorbei und zum Zweiten kam ich genau heute vor einem Jahr nach all den Strapazen in Gstaad an. Leider bin ich davon konditionell im Moment meilenweit entfernt. Klar war es heute heiss, doch dass ich nach 700 Höhenmetern bereits aus dem letzten Loch pfiff, kann nicht nur daran liegen. Da erinnere ich mich doch gerne an die guten Zeiten im vergangenen Sommer - als der Rucksack schwerer, die Höhendifferenz mehr und meine Kondition besser war!

Doch der Wildgärst stand nicht vergeblich auf meiner Wunschliste. Der Aufstieg hat sich gelohnt und die Landschaft entspricht dort genau meinem Geschmack. Dies entschädigt für die Strapazen des heissen Aufstiegs.

Mehr zu dieser Tour auf GPSies.com.

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